EICHENPFLANZUNG ZU EHREN VON JOSEPH BEUYS

„. . . denn wir wollen die Pflanzaktion ja nie mehr beenden!“ Joseph Beuys

Als der Bildhauer und Aktionskünstler Joseph Beuys im Jahr 1982 in Kassel zur documenta 7 den ersten von 7000 Bäu­men pflanzte, war das der Beginn der Umsetzung eines uto­pisch anmutenden Gesamtkunstwerks von bisher ungekann­ter Dimension. Trotz aller Widerstände gegen „7000 Eichen – Stadtverwaldung statt Stadtverwaltung“ konnte 1987 zur documenta 8 mithilfe zahlreicher Stiftungen, Spenden und Einzelpatenschaften die letzte Eiche neben die erste gepflanzt werden.

Die Stiftung DASMAXIMUM in Traunreut ehrt den Künstler und sein Werk seit 2015 mit dem Projekt der „EICHENPFLANZUNGEN ZU EHREN VON JOSEPH BEUYS“. Zu seinem 100. Geburtstag im Jahr 2021 entstand die Idee das Projekt zu erweitern und überregional zu pflanzen. Insgesamt sollen mindestens 64 Basaltsteine – einer für jedes Lebensjahr des Künstlers – gemeinsam mit einem Baum verpflanzt werden.

Werbeplakat für eine Baumspende für die „7000 Eichen“ in Kassel.
Archiv DASMAXIMUM

„7000 Eichen – Stadtverwaldung statt Stadtverwaltung“, 1982-1987, Kassel

 

Die „7000 Eichen“ gelten heute als Inbegriff der „Sozialen Plastik“. Mit diesem Begriff erweiterte Beuys die gängigen Kunstformen um ästhetische, ökologische, ökonomische und philosophische Aspekte, vor allem aber um einen sozialen Punkt: die notwendige konstruktive Zusammenarbeit sämtlicher Bürger vom Politiker bis zum Anwohner. Schon im Umfeld des Kasseler Projekts entwarf Joseph Beuys die Vision einer weltumspannenden Pflanzaktion. 1982 hatte Heiner Friedrich durch die von ihm in New York mitgegründete Dia Art Foundation die Spende der 7000 Basaltstelen für die 7000 Eichen in Kassel – und damit den Start des bis dahin größten Kunstprojekts im öffentlichen Raum möglich gemacht. Heiner Friedrich war es auch, der „7000 Eichen“ 1988-1996 in New York City fortsetzte und 2012 – ein Jahr nach der Eröffnung seines Museums DASMAXIMUM KunstGegenwart in Traunreut – die „Eichenpflanzung zu Ehren von Joseph Beuys“ in und um Traunreut mit den letzten verfügbaren Stelen aus dem heute geschützten Steinbruch bei Landsburg/Hessen anregte.

 

Die „Eichenpflanzung zu Ehren von Joseph Beuys“

 

Neben jedem der wachsenden, lebendigen Bäume steht ein Millionen Jahre alter Basalt als Mineralienspender und stabiler „Wächter“. Im Laufe der Zeit kehren sich die Proportionen um, und der Stein wird von der Eiche überholt und „bewacht“. Die Elemente der „7000 Eichen“, ebenso wie die der „Eichenpflanzung zu Ehren von Joseph Beuys“, spiegeln in ganz besonderer Weise das Werk des Ausnahmekünstlers wider: Der Baum als lebendige Materie, die sich verändert und entwickelt und die Basalte als Sinnbild des Geistes in ihrer Vertikalität und Dauerhaftigkeit. Basaltsäulen bestehen aus Lava, die vor Jahrmillionen aus der Erde ausgestoßen wurde und im Vulkankegel durch thermodynamische Vorgänge während der Abkühlung zu fünf-oder sechskantigen Steinsäulen erstarrt ist. Sie stammen aus der tiefsten Vergangenheit, während das Wachstum der Bäume in die Zukunft geht und Zeichen ist für die Neubelebung der Erde durch den Menschen. Vergangenheit und Zukunft treffen sich in der gemeinsamen Gegenwart von Eiche und Basalt.

Der Basaltsteinbruch Landsburg, aus dem auch der Großteil der Basaltstelen für die 7000 Eichen in Kassel gewonnen wurde.
Foto: DASMAXIMUM

Baum und Basaltstele in Traunreut am Eingang der Berufsschule der Jugendsiedlung.
Foto: DASMAXIMUM

 

Die „Eichenpflanzung zu Ehren von Joseph Beuys“ ehrt das Lebenswerk eines Künstlers, dem das positive, sinnstiftende und heilende Wirken für Gesellschaft und Natur ein wesentliches Anliegen war. Vor dem Hintergrund zunehmenden ökologischen Bewusstseins ist seine Arbeit aktueller denn je. Dass die Pflanzung so verlässlich wie möglich in seinem Sinne umgesetzt und begleitet wird, verdanken wir der Kooperation mit Eva Beuys, dem Meisterschüler und Wegbegleiter Johannes Stüttgen sowie Norbert Scholz, dem Landschaftsplaner und Koordinator der Kasseler Eichenpflanzung. So wurde weitergearbeitet im Sinne von einem der bedeutendsten, lebendigsten und wegweisendsten Kunstwerke des 20. Jahrhunderts.

Im Jubiläumsjahr zu Joseph Beuys´ 100. Geburtstag 2021 fanden im Rahmen einer Kooperation mit STADTKULTUR-Netzwerk Bayerischer Städte e.V. die Pflanzaktionen bayernweit und über die Landesgrenzen hinaus statt. Auch an für Joseph Beuys bedeutsamen Orten, etwa dem Hessischen Landesmuseum Darmstadt, finden sich „Eichenpflanzungen zu Ehren von Joseph Beuys.

Weitere Infos: DASMAXIMUM, Telefon 08669 1203713 oder
Email  eichen@dasmaximum.com

Joseph Beuys

Joseph Beuys (1921 Krefeld – 1986 Düsseldorf) Bildhauer, Maler und Aktionskünstler, 1921 geboren in Krefeld, Studium der Bildhauerei an der Staatlichen Kunstakademie in Düsseldorf, 1961-1972 Professor für monumentale Bildhauerei an der Staatlichen Kunstakademie Düsseldorf. Das gemeinsame Handeln zum Wohl der Gesellschaft, die Kreativität als positive Veranlagung des Menschen, die Natur als Inbegriff von Wachstum und schützenswertem Lebensraum und die Kunst als verbindendes, klärendes und mahnendes Zeichen waren wesentliche Aspekte im Werk von Joseph Beuys.

„Ich wollte diesen Langzeitzeitcharakter, […], also etwas zu machen, was sich eigentlich erst richtig entfaltet in hundert, zweihundert, dreihundert Jahren, dass jetzt eigentlich nur ein Anfang gesetzt wird: Da wird ein Baum gepflanzt, da steht ein Stein daneben, der markiert: In dieser Zeit, in der wir über diese ganzen Fragen der Wiederverlebendigung von Lebenslinien in der Natur, die ja durch die allgemeine Zerstörung unmenschlichen Wirtschaftens in Gefahr ist, dass zu dieser Zeit sich also Menschen aufgemacht haben und einmal die Richtung umgedreht haben, um also wieder mit einem ganz einfachen, primitiven Beginn, einen Baum in die Erde zu setzen, alle damit zusammenhängenden Notwendigkeiten, auch alle damit zusammenhängenden Theorien, Philosophien usw. in die Diskussion zu bringen“. 

Joseph Beuys, in: Joseph Beuys, Bernhard Blume und Rainer Rappmann: Gespräche über Bäume, FIU-Verlag 2006, S. 46.