Arnulf Rainer

Sonderausstellung
April  2023 – März 2024

Straßenräuber (Serie)
1979-1980

Foto: DASMAXIMUM
© VG Bild-Kunst, Bonn 2023.

Arnulf Rainer, geboren 1929 in Baden bei Wien, ist nicht nur einer der bekanntesten Künstler Österreichs, sondern zählt auch zu den einflussreichsten Malern und Zeichnern der Gegenwart. Berühmtheit erlangte er vor allem durch seine Übermalungen, die er als neue Kunstform etablierte.

2 Schmierer Tatze
1984-1985

Foto: DASMAXIMUM
© VG Bild-Kunst, Bonn, 2023.

Wie mit allen im DASMAXIMUM gezeigten Künstler:innen verbindet Museumsstifter Heiner Friedrich mit Arnulf Rainer eine jahrzehntelange Förderung seines Werkes. Seit Rainers Zeit in München Ende der 1960er gab es enge Kontakte, die 1993 – 1995 im Arnulf Rainer Museum in New York gipfelten, das von Friedrichs Ayn Foundation betrieben wurde. Seit langem hegt Heiner Friedrich den Wunsch, Arnulf Rainer auch in seinem Museum in Traunreut zu zeigen. Auf Initiative des Kuratoriums der Stiftung DASMAXIMUM wurde zu Heiner Friedrichs 85. Geburtstag nun eine Kabinettausstellung des österreichischen Künstlers im DASMAXIMUM eingerichtet.

 

Trotz der intimen Räumlichkeiten sind Werke aus allen wichtigen Schaffensbereichen Rainers vertreten. Nach ersten surrealistischen Versuchen in der unmittelbaren Nachkriegszeit entdeckte Rainer auf einer Reise nach Paris die Malerei des Informel, einer Kunstrichtung, die klassische Form- und Kompositionsprinzipien ablehnte und aus der Malgeste heraus ein Bild entwickelte. Aus den „Reduktionen“ und „Zudeckungen“ der frühen 1950er entwickelten sich erste Übermalungen von eigenen Bildern. „Nach dem Surrealismus bemühte ich mich zehn Jahre lang um eine Negation der Phantasie durch Verdeckung und Übermalung“, so Rainer. Im Zentrum steht die intensive Auseinandersetzung mit dem übermalten Motiv.  Die Entgrenzung herkömmlicher Vorstellungen von Malerei führten ihn schließlich auch dazu den Körper als Leinwand zu bemalen.

Aber auch in anderer Hinsicht nutzte er den Körper als künstlerisches Material. Inspiriert von der Mimik psychisch erkrankter Menschen entstanden ab 1968 in öffentlichen Fotoautomaten Aufnahmen von Gesichtsverzerrungen und Grimassen, die sogenannten „Face Farces“. Wenig später arbeitete er an expressiven Ausdruckshaltungen des ganzen Körpers, wie Armgesten, Knie- oder Sitzpositionen, den „Body Poses“. Auf den Ausdrucksgehalt von Mimik und Gestik reagierte Rainer durch die intensive Übermalung dieser Fotografien. Ab den 1970er Jahren begann Rainer auch andere Porträts und Vorlagen für seine Gesichtsübermalungen zu nutzen. Ein eindrucksvolles Beispiel dafür ist die Serie „Straßenräuber“, die auf Karikaturen von bekannten Dichtern und Schriftstellern aus dem 19. Jahrhundert beruhen. Mittels Ölkreide und Ölfarbe übersteigert er drastisch die Expressivität des Ausdrucks. Es entstehen auch erste Übermalungen von Leichen, Mumien oder Totenmasken, von denen ebenfalls Beispiele in der Ausstellung zu sehen sind. In diesen Gesichtern ist die Physiognomie zum absoluten Stillstand gekommen und wird durch die Malerei quasi „wiederbelebt“.

Ein weiterer wichtiger Werkkomplex Rainers, der ebenfalls in der Ausstellung gezeigt wird, ist die Hand- und Fingermalerei. Mitte der 70er Jahre begann Rainer erstmals seine Hand und seine Finger als Malgerät zu nutzen nachdem ihm beim kraftvollen Malakt der Pinsel abgebrochen war. Auf diese Weise konnte er sich viel unmittelbarer auf der Leinwand ausdrücken, der Körper selber wurde zum Malinstrument, mit dem er die Farbe wischen, schlagen oder auf den Malgrund klatschen konnte. In den 80er Jahren wurde seine Fingermalerei weniger aggressiv, die Spur der Finger in der noch feuchten Farbe begann ihn nun zu interessieren.

 

Alle Themengruppen – Übermalung, Fingermalerei, Tod und Religion – verband Rainer schließlich in seinen Kreuzbildern. Die symmetrische Form des Kreuzes bringt Ruhe in die gestische und zum Teil aggressive Malerei Rainers. Die Übermalung und „Auslöschung“ der Christusfigur im Zentrum des Kreuzes, oder deren Austausch durch einen Teddybären wie im Beispiel der Ausstellung, verweist auf die Ablehnung der als reaktionär empfundenen katholischen Kirche, wie sie sich auch in den Werken der Wiener Aktionisten spiegelte mit denen Rainer zeitweise enge Kontakte pflegte. 

Kreuz
1988

Foto: DASMAXIMUM
© VG Bild-Kunst, Bonn, 2023.

Die Sonderausstellung „Arnulf Rainer“ ist noch bis Frühjahr 2024 im DASMAXIMUM in Traunreut zu sehen.

RAUMANSICHT

Foto: DASMAXIMUM
© VG Bild-Kunst, Bonn 2023