John Chamberlain
RAUMANSICHT
© Fairweather&Fairweather LTD, VG Bild-Kunst, Bonn
John Chamberlain entdeckte schon in den 50er Jahren seine Liebe zum Metall als Werkstoff. Ausgebildet und lehrend am legendären Black Mountain College in North Carolina, orientierte er sich zunächst an den Metallskulpturen von David Smith, bevor er sich ab 1957 vor allem für die Verarbeitung von Autoblech begeisterte und dabei mit für die Kunst vergleichsweise ungewöhnlichen Werkzeugen wie Metallpresse und Schweißbrenner arbeitete. Damit setzte er nicht nur das Formempfinden der abstrakten Expressionisten in Skulptur um, sondern gab mit seinem alltäglichen Ausgangsmaterial auch der Pop-Art entscheidende Impulse.
Aus sperrigen, meist lackierten und von Gebrauchsspuren gezeichneten Formblechen faltete und komponierte er Gebilde von lebendiger Expressivität.
Die hier ausgestellten Skulpturen reichen von den zurückhaltend farbigen ab 1969 bis zu den vor allem in kräftigen Primärfarben gehaltenen der frühen 80er Jahre. Sperriges Altblech fügt sich zu scheinbar spielerisch leichten Kompositionen, die, angeregt durch poetische oder humorvolle Titel wie „Lorelei‘s Passion“ oder „Grandma‘s Hat“, figürliche oder gegenständliche Assoziationen wecken.
Die monumentale Sitzlandschaft „Wiley’s Islands“ gehört zum Komplex von Chamberlains Arbeiten aus Polyurethanschaum, die vor allem in den 60ern den Vorgang des Biegens und Umformens in einem alternativen Material umsetzten.
Fotografie ist bei Chamberlain seit Ende der 70er Jahre ein wesentliches Element seiner künstlerischen Arbeit und immer auch ein „Selbstporträt seines Nervensystems“, so der Künstler. Für die hier gezeigte Serie benutzte er die Panorama-Funktion einer „Widelux“-Kamera, wobei die Lichtspuren in den Aufnahmen eine ähnliche Wirkung erzeugen wie die verchromten Stoßstangen in den farbigen Skulpturen.
Neuer Chamberlain in Traunreut (video)