Uwe Lausen

RAUMANSICHT

Foto: Franz Kimmel
© VG Bild-Kunst, Bonn 2011

Uwe Lausen gehört zu einem kleinen Kreis deutscher Maler:innen, die in den 60er Jahren mit hohem künstlerischem Potential, seismografischem Gespür für die gesellschaftlichen Umbrüche und einem scharfen Intellekt die Veränderungen ihrer Zeit in Malerei umzusetzen vermochten. Das gesamte Werk des früh verstorbenen Lausen entstand in den Jahren 1961 bis 1969.

Mann im Sessel, 1965-1966

Foto: Franz Kimmel
© VG Bild-Kunst, Bonn 2011

Angeregt von der Münchner Künstlergruppe SPUR und aktiv im Kreis der linksradikalen Situationistischen Internationale (S.I.), war Lausen zunächst auf literarisch-philosophischem Gebiet tätig, wurde jedoch bald von entscheidenden Galeristen und Museumsleuten als Ausnahmetalent in der noch vorwiegend vom abstrakten Expressionismus geprägten Kunst wahrgenommen.

Charakteristischer Bestandteil von Lausens Werk ab Mitte der 60er Jahre ist eine partielle Reduktion seiner Motive auf Schwarz-Weiß- oder Farb-Kontraste, die ebenso wie die Adaption von Fotomotiven die Nähe zur Fotografie seiner Frau Heide Uta Stolz in seine eigene Bildsprache übersetzt. Hinzu kommen Kompositionselemente aus dem Bereich des Comics sowie die aus dem gesellschaftlichen Klima seiner Zeit angeregte Politisierung einiger Arbeiten.

Völlig unverbundene Handlungsebenen, Überschärfen neben Verzerrungen, die Isolierung der Motive, vor allem aber unvermittelte Einbrüche von Gewalt in seinen Szenarien spiegeln Wahnvorstellungen und Panikattacken seiner labilen Psyche unter Drogeneinfluss wieder. Seine Fähigkeit diese Wahrnehmungsebenen auch plastisch umzusetzen, prädestinierte Lausen auch zum zeitgemäßen Bühnenbildkünstler. Seinen Auftrag für ein Bühnenbild zu Peter Steins Inszenierung von Edward Bonds „Early Morning“ am Schauspielhaus Zürich konnte Lausen jedoch nicht mehr zu Ende führen.